Die deutsche Wirtschaft in der Slowakei reagiert nach wie vor robust auf ein herausforderndes Umfeld, die Sorgen über die zukünftige Entwicklung nehmen zu. Laut einer aktuellen Umfrage unter 85 deutschen Firmen sind die größten Geschäftsrisiken in der Slowakei die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, hohe Arbeitskosten und die unsichere Nachfrage. Gleichzeitig sinkt die Bereitschaft, in die Zukunft zu investieren oder die Mitarbeiterzahl zu erhöhen. Unternehmen aus Deutschland weisen zudem den zweithöchsten Anteil am Steueraufkommen der 300 größten Firmen in der Slowakei auf. Dies ist das Ergebnis einer Analyse der Steuerberatungsgesellschaft BMB Partners für das Jahr 2024.
Geschäftslage und wirtschaftliche Erwartungen
Nicht ganz die Hälfte der befragten Firmen (45 %) beurteilt ihre derzeitige Geschäftslage als befriedigend, jede dritte (33 %) als gut und mehr als jede fünfte (22 %) als schlecht. Hinsichtlich ihrer geschäftlichen Entwicklung vor Ort fallen die Erwartungen jedoch skeptischer aus: Nur 15 % der Unternehmen erwarten eine Verbesserung, während 27 % eine Verschlechterung befürchten. Noch pessimistischer sind die Einschätzungen zur allgemeinen Wirtschaftslage: zwei von drei Betrieben (67 %) prognostizieren eine Verschlechterung der gesamtwirtschaftlichen Situation in der Slowakei, lediglich 6 % rechnen mit einer Besserung.
„Die Ergebnisse zeigen, dass die deutsche Wirtschaft in der Slowakei derzeit mit angezogener Handbremse fährt“, erklärt Pavel Lakatos, Präsident der AHK Slowakei. „Viele Unternehmen halten an ihren Projekten fest, gehen aber vorsichtiger vor. Der Blick auf die eigene Geschäftsentwicklung ist etwas stabiler als die Einschätzung der allgemeinen Konjunktur. Dies sehen wir als Zeichen dafür, dass die Firmen vor allem auf ihre eigene Stärke und Effizienz setzen.“
Investitions- und Beschäftigungspläne
Die Investitionsbereitschaft bleibt verhalten: 45 % der Unternehmen planen, ihre Investitionen zu reduzieren, nur 9 % wollen sie erhöhen. Auch bei der Beschäftigung überwiegt Zurückhaltung: Rund 32 % der Firmen rechnen mit einem Personalabbau, während nur 16 % einen Aufbau erwarten.
„Viele Unternehmen wägen derzeit genau ab, wo sich Investitionen wirklich lohnen“, so Pavel Lakatos. „Der hohe Kostendruck und die Absatzprobleme in mehreren Industriebranchen bremsen die Dynamik. Umso wichtiger sind verlässliche Rahmenbedingungen, die es Unternehmen ermöglichen, langfristiger zu planen und Innovationen umzusetzen.“
Größte Geschäftsrisiken: Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und Arbeitskosten
Die größten Geschäftsrisiken bleiben 2025 weitgehend unverändert: 72 % der befragten Unternehmen nennen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als größte Herausforderung, gefolgt von steigenden Arbeitskosten (64 %) und der unsicheren Nachfrage (56 %). Der Fachkräftemangel bleibt für 44 % der Unternehmen ein Thema, verliert aber im Vergleich zu den Vorjahren etwas an Bedeutung. „Obwohl die Umfrage auf eine abnehmende Dynamik auf dem Arbeitsmarkt hindeutet, stellen sich die Betriebe auf eine unverändert hohe Zunahme der Arbeitskosten ein. Damit ist ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährdet. Genau dieses Problem wird aus Sicht der Unternehmen von der aktuellen Wirtschaftspolitik nicht adressiert“, resümiert Pavel Lakatos.
Zusätzlich wurden in der diesjährigen Befragung erstmals die Auswirkungen der US-Handelspolitik auf die Geschäftstätigkeit in der Slowakei erhoben. Mehr als die Hälfte (55 %) der befragten Unternehmen sind bereits negativ davon betroffen, während 44 % keine Veränderungen feststellen. Lediglich 1 % sehen positive Effekte.
„Diese Ergebnisse zeigen, dass internationale Entwicklungen auch in der Slowakei deutlich zu spüren sind“, erklärt der AHK-Präsident. „Gerade für die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft im Land bedeutet die aktuelle US-Handelspolitik zusätzliche Unsicherheiten. Viele Unternehmen müssen ihre Lieferketten und Absatzmärkte neu bewerten. Dabei setzen sie verstärkt auf den europäischen Binnenmarkt und stabile Partnerschaften in der Region“, so Lakatos.
Verlässliche Partner des Staates: Deutsche Unternehmen unter den größten Steuerzahlern
Laut dem aktuellen TAXparency® Report 2024 der Steuerberatungsgesellschaft BMB Partners leisten deutsche Unternehmen einen wesentlichen Beitrag zur Stabilität des slowakischen Staatshaushalts. Im Jahr 2024 entrichteten deutsche Firmen 638 Mio. Euro an Unternehmenssteuern. Werden die abgeführten Sozialversicherungsbeiträge hinzugerechnet, betrug das Gesamtvolumen 1,65 Mrd. Euro. Damit sind deutsche Unternehmen führend unter den ausländischen Investoren und tragen mit einem Anteil von 23 % erheblich zum Steuer- und Abgabenaufkommen der größten Unternehmen der Slowakei bei.
„Diese Ergebnisse unterstreichen die starke und stabile Präsenz deutscher Investoren in der Slowakei“, sagt Eva Kusá, Partnerin bei BMB Partners Taxand. Nahezu alle deutschen Unternehmen unter den 50 größten Steuerzahlern genießen den offiziellen Status eines „hoch verlässlichen Steuerzahlers“.
In einer ergänzenden Befragung dieser Top-50-Unternehmen bewertete die große Mehrheit die Arbeit der Steuerprüfer des Amts für ausgewählte Wirtschaftseinheiten positiv, vor allem im Hinblick auf deren Fachkompetenz und professionelle Herangehensweise. Etwas zurückhaltender fiel hingegen die Einschätzung zur Effizienz der Verfahren aus.