Die deutsche Wirtschaft in der Slowakei zeigt sich stabil, jedoch besorgt über die zukünftige Entwicklung. Laut einer aktuellen Umfrage unter 76 deutschen Firmen sind die größten Geschäftsrisiken in der Slowakei die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, hohe Arbeitskosten und die unsichere Nachfrage. Gleichzeitig sinkt die Bereitschaft, in die Zukunft zu investieren oder die Mitarbeiterzahl zu erhöhen. Unternehmen aus Deutschland weisen zudem den zweithöchsten Anteil am Steueraufkommen der 300 größten Firmen in der Slowakei auf. Dies ist das Ergebnis einer Analyse der Steuerberatungsgesellschaft BMB Partners für das Jahr 2023.
Geschäftslage und wirtschaftliche Erwartungen
Mehr als die Hälfte der befragten Firmen (55 %) beurteilt ihre derzeitige Geschäftslage als befriedigend, 29 % als gut und 16 % als schlecht. Hinsichtlich ihrer geschäftlichen Entwicklung vor Ort sind die Erwartungen jedoch gemischt: 22 % der Unternehmen erwarten eine Verbesserung, während 29 % eine Verschlechterung befürchten. Dagegen sind die Aussichten für die allgemeine konjunkturelle Entwicklung deutlich düsterer, da 62 % eine Verschlechterung der gesamtwirtschaftlichen Lage in der Slowakei prognostizieren und lediglich 5 % einen Aufwärtstrend sehen.
„Dieser Unterschied zeigt, dass die Unternehmen zwar verhalten optimistisch auf ihre eigenen Geschäftsmöglichkeiten blicken, jedoch deutlich skeptischer in Bezug auf die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind“, erklärt Peter Lazar, Präsident der AHK Slowakei. „Die Firmen konzentrieren sich darauf, ihre Position bestmöglich zu stabilisieren, während die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit in der Slowakei weiter zunimmt.“
Investitions- und Beschäftigungspläne
Die Investitionsbereitschaft zeigt sich ebenfalls zurückhaltend: 42 % der Unternehmen planen, ihre Investitionen zu reduzieren, nur 14 % sehen eine Erhöhung vor. Auch die Beschäftigungsentwicklung ist gedämpft: Gut drei von zehn Firmen (29 %) erwarten einen Personalabbau, während nur zwei von zehn mit einer Erhöhung der Mitarbeiterzahl planen. „Der Rückgang der Investitionsbereitschaft spiegelt die Standortsorgen wider, die viele Unternehmen in der Slowakei derzeit spüren. Ohne stabile Rahmenbedingungen fällt es den Firmen schwer, langfristige Investitionen zu planen und ihre Kapazitäten auszubauen“, erläutert Peter Lazar. „Dies zeigt, dass es bei den Umfrageteilnehmern sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene an den nötigen Impulsen fehlt, um eine wirtschaftliche Dynamik zu befeuern.“
Größte Geschäftsrisiken: Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und Arbeitskosten
Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich eine Verschiebung in der Risikobewertung: Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen betrachten 69% der befragten Firmen als das größte Geschäftsrisiko, gefolgt von steigenden Arbeitskosten (66 %) und der unsicheren Nachfrage (63 %). Die hohen Arbeitskosten sind dabei auch für solche Unternehmen ein Problem, die weniger stark vom Fachkräftemangel betroffen sind. „Selbst Betriebe, die noch ausreichend qualifizierte Mitarbeiter finden können, kämpfen mit den steigenden Kosten, die ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen,“ erklärt AHK-Präsident Lazar. „Die Kombination aus hohem Lohnniveau und Fachkräftemangel belastet die gesamte Unternehmenslandschaft und bremst notwendige Investitionen.“
Auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden zunehmend als Unsicherheitsfaktor wahrgenommen. „Deutsche Unternehmen benötigen von der Politik eindeutige Signale, dass die Standortbedingungen stabil und verlässlich sind. Nur so können sie langfristig planen und ihr geschäftliches Engagement in der Slowakei ausbauen,“ betont Peter Lazar.
Deutsche Unternehmen als bedeutende Steuerzahler in der Slowakei
Laut dem aktuellen TAXparency® Report 2023 der Steuerberatungsgesellschaft BMB Partners leisten deutsche Unternehmen einen wesentlichen Beitrag zur Stabilität des slowakischen Staatshaushalts. Im Jahr 2023 entrichteten deutsche Firmen rund 700 Mio. Euro an Unternehmenssteuern. Werden die abgeführten Sozialversicherungsbeiträge hinzugerechnet, betrug das Gesamtvolumen 1,63 Mrd. Euro. Damit sind deutsche Unternehmen führend unter den ausländischen Investoren und tragen mit einem Anteil von 24 % erheblich zum Steuer- und Abgabenaufkommen der größten Unternehmen der Slowakei bei.
„Diese Ergebnisse unterstreichen die starke und verlässliche Präsenz deutscher Investoren in der Slowakei“, sagt Renáta Bláhová, Partnerin bei BMB Partners Taxand und Expertin für internationales Steuerrecht. „Das hohe Steueraufkommen deutscher Firmen ist ein Zeichen ihres langfristigen Engagements und ihrer wichtigen Rolle für den slowakischen Staatshaushalt, gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten.“
Die enge wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Slowakei wird auch durch den hohen Anteil deutscher Firmen am "höchsten Steuer-Rating" bestätigt: Alle deutschen Unternehmen in den Top 50 der Steuerzahler genießen den Status eines „hoch verlässlichen Steuerzahlers“, während dieser Status im nationalen Vergleich nur 21 % der slowakischen Firmen zuerkannt wird.